Flächendeckende Hausärztliche Versorgung oder Praxenkollaps

17. April 2024
Mediencampus Leipzig

Am 17.04.2024 fand im Mediencampus Leipzig das Fachgespräch “Flächendeckende Hausärztliche Versorgung oder Praxenkollaps” statt, auf dem verschiedene Aspekte dieses Themas beleuchtet und diskutiert wurden.
In Anbetracht der demografischen Entwicklungen wurde festgestellt, dass die ärztliche Unterversorgung in vielen (ländlichen) Regionen dramatisch zunimmt. Es mangelt an Ärzten, und die Suche nach geeigneten Nachfolgern gestaltet sich zunehmend schwierig.
Die Veranstaltung wurde mit vier Impulsreferaten eingeleitet, anschließend folgte eine rege und inspirierende Diskussion.
Für die Mitglieder des Vereins sowie die Besucher des Fachgesprächs stehen die Originalpräsentationen zur Verfügung, um sich weiter mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Impulsreferate

Prof. Dr. med. Thomas Frese, Allgemeinmediziner, Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Alleinmedizin oder Allgemeinmedizin – Ist die Einzelpraxis am Ende?

Hausärztliche Versorgung in Sachsen, April 2022, Quelle: Kassenärztliche Vereinigung Sachsen

Gemäß der Kassenärztlichen Bundesvereinigung gelten Planungsbereiche mit einem Versorgungsgrad von unter 75 Prozent als unterversorgt. In Sachsen sind ein Drittel der Hausärzte über 60 Jahre alt und stehen kurz vor dem Ruhestand. Zusätzlich verschlechtern sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen durch steigende Kosten und stagnierende Vergütungen. Das Image und die negative Kommunikation tragen dazu bei, dass eine allgemeine Arztpraxis auf dem Land wenig beliebt erscheint. Trotzdem ist eine solche Praxis interessant und wirtschaftlich, besonders wenn sie innovativ und modern gestaltet wird. Es ist wichtig, die Attraktivität der allgemeinen Arztpraxis zu steigern, indem klar wird, dass im ländlichen Bereich ebenso gut oder besser verdient werden kann als in Ballungsräumen. Für die jüngere Generation ist das Arbeiten in Teams oder vernetzt attraktiver, daher sollten Work-Life-Balance und die Einbindung von allgemeinen Arztgemeinschaftspraxen bereits früh im Studium thematisiert werden. Sichtbarkeit und Kommunikation sind entscheidend, daher sollte eine Kampagne geführt werden, um die allgemeinen Arztgemeinschaftspraxen ins Bewusstsein zu bringen.

Fabian Blank, Chief Strategy Office, Eterno Health GmbH.
Einfach nur Arzt sein – Praxis zeitgemäß organisiert

Die nachlassende Wirtschaftlichkeit der Praxen ist unter anderem auf den kontinuierlich steigenden bürokratischen Aufwand, technologische Anforderungen und die generell höheren Ansprüche an Ärzte als Unternehmer zurückzuführen. Eterno bietet Lösungen und Investitionen an, um diese Herausforderungen zu bewältigen oder zu übernehmen. Insbesondere Gemeinschaftspraxen sowie Polikliniken/MVZ-Praxen werden als Lösungsansatz betrachtet, um die Wirtschaftlichkeit der Praxen zu verbessern, indem sie Ressourcen bündeln und effizienter nutzen.

Dr. Markus Hübschmann, Leiter Fachbereichsleiter Zulassung der KV-Sachsen
Ambulante ärztliche Versorung in Sachsen – Herausforderungen und Lösungsansätze aus Sicht der Kassenärztlichen Vereinigung

Das Instrument Bedarfsplanung der KV war ursprünglich dafür ausgerichtet, Überversorgung an Ärzten einzudämmen, aber jetzt herrscht Unterversorgung.

Dr Hübschmann führte aus, dass die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen (KVS) eine Reihe von Maßnahmen ergriffen hat, um den Bedarf an medizinischer Versorgung zu verbessern. Dazu gehören Fördermaßnahmen für medizinische Studierende zur Eigenpraxisgründung sowie verstärkte Digitalisierung und Telemedizin, beispielsweise durch die Einführung einer Mobilen Untersuchungs- und Behandlungseinheit. Darüber hinaus wird das Konzept von Gesundheitszentren, inspiriert vom französischen Modell, in Betracht gezogen. In solchen Zentren können Ärzte die Versorgung abwechselnd und solidarisch gewährleisten.

Dr. med. Irmgard Landgraf, FA für Allgemeinmedizin, Lehrärztin den der Charite
Die Bedeutung der Hausärzte in der Zukunft – Was braucht es dafür?

Die Vernetzung aller medizinischen Fachdisziplinen ist ein wichtiger Erfolgsfaktor. Neben den klassischen ärztlichen Aufgaben wie Diagnostik und Therapie gewinnen Vorsorge, Prävention und Aufklärung zunehmend an Bedeutung für den Allgemeinarzt. Die Förderung der Gesundheitskompetenz wird immer wichtiger.

Neue Versorgungsformen, die durch Digitalisierung unterstützt und vernetzt sind, wie Telemedizin, Videosprechstunden, Anwendungen der Telematikinfrastruktur (TI) und digitale Gesundheitsanwendungen (DIGAs), werden eingeführt. Ein sicherer und zeitnaher Informationsaustausch ist dabei unerlässlich. Künstliche Intelligenz (KI) gewinnt im Gesundheitswesen an Fahrt, beispielsweise im digitalen Impfmanagement und durch digitale Sprachassistenz. Die Stärkung interdisziplinärer und sektorenübergreifender Teamarbeit sowie Vernetzung ist einer der entscheidenden Erfolgsfaktoren in diesem Zusammenhang.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Arztgemeinschaftspraxen, eine verstärkte Vernetzung, flexiblere Zusammenarbeit, Digitalisierung und künstliche Intelligenz sowie Ansätze in der Telemedizin dazu beitragen können, einen Praxenkollaps zu verhindern. Es ist wichtig, die medizinischen Berufe, insbesondere die allgemeinmedizinische Praxis, attraktiver zu gestalten und zu vermarkten, um eine nachhaltige Versorgung sicherzustellen.

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“Telemedizin” trifft “MentalGesund”

6. März 2024, 11-15:30 Uhr

Uniklinik Leipzig

Seit nunmehr drei Jahren gibt es die ZIM-Netzwerke “Telemedizin” und “MentalGesund”. Sie haben viele Forschungs- und Entwicklungsansätze initiiert und gemeinsame Projekte an den Start gebracht. Um die Vernetzung im Gesundheitsumfeld weiter zu befördern und neue Perspektiven zu schaffen, haben wir eine gemeinsame Veranstaltung beider Netzwerke organisiert, die die Möglichkeit eröffnet, sich dem Thema Gesundheit noch einmal von einer anderen Seite zu nähern, sein Blickfeld auf die Bereiche im Gesundheitswesen zu erweitern und mit anderen Unternehmen in Kontakt zu treten.

Auf der Veranstaltung wurden die beiden ZIM-Netzwerke, ihre aktuellen Projekte und der Health Connect e.V. vorgestellt, welcher selbst aus einem Forschungsvorhaben hervorgegangen ist.­ ­ ­ ­

Das Impulsreferat “Telemedizin und Chancen für die (mentale) Gesundheitsversorgung” wurde von Dr. med. Thomas Lipp, Vorsitzender des Landesverbandes Sachsen des Hartmannbundes, gehalten.

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Die ePA, noch immer zu unbekannt und zu komplex!

25. Oktober 2023, 14-17 UHR

Mediencampus Villa Ida Poetenweg 28, Leipzig

Die elektronische Patienten Akte (ePA) steht allen zur Verfügung. Sie soll dennoch einfacher zugänglich, einfacher zu bedienen und verständlicher gemacht werden.
Und die ePA selbst braucht mehr Aufmerksamkeit!  

Am 25 Oktober 2023 fand das Fachgespräch „ePA – Wem nutzt sie und wer benutzt sie überhaupt?“ in Leipzig im Mediencampus Villa Ida statt. In dem gut besuchten Fachgespräch wurde die ePa aus Sicht einer Krankenkasse, aus Ärztesicht, aus Sicht eines MVZ sowie der Patienten selbst dem Publikum präsentiert. Abschließend kam auch Wissenschaft und Forschung zu Wort, um in Hinblick auf die elektronische Patienteakte Nutzen der Datenauswertung und Perspektiven für die Medizin aufzuzeigen.  https://hcev.org/wp-content/uploads/2023/09/Programm-weitere-Details.pdf 

Die Gesundheitspolitik um Minister Karl Lauterbach ist bestrebt, dass bis Ende 2025 die ePA von ca. 80% der Deutschen genutzt wird und damit einhergehend auch die eMedikation. Eine kleine Umfrage aus dem anwesenden Fachpublikum ergab, dass das Vorhaben aus jetziger Sicht zu optimistisch ist und eine durchdringende Nutzung vermutlich deutlich länger dauert.

Seit 2021 sind gesetzliche Krankenkassen verpflichtet, die elektronische Patientenakte anzubieten. Das tun die tatsächlich auch! 
Dennoch ist die Anwendung und Akzeptanz der ePA noch äußerst bescheiden. 

  • Aktuell muss zur Anwendung der ePA der Patient der Nutzung zustimmen. Dies tun bislang noch sehr wenige, ca. nur 1% durchschnittlich, bei manchen Krankenkassen jedoch auch bereits über 10% (z.B. DAK)
  • Es gibt eine ePa-Definitionen, ABER jede Krankenkasse entwickelt ihre eigene ePA-Anwendung und damit auch deren eigene Registrierungsmethoden, entsprechend unterscheiden sich die Anwendungen hinsichtlich der Qualität. Aus den unterschiedlichen ePa-Anwendungen und den jeweilige Qualitätsstandards ergibt sich auch ein Wettbewerb unter den Krankenkassen.
  • Wenn Patienten sich entscheiden, die ePa ihrer Kasse nutzen zu wollen, ist die Registrierung bzw. Erstanmeldung z.T. sehr, sehr kompliziert. Dies beginnt bereits damit, die richtige App für die Anwendung zu finden. Häufig gibt es viele verschiedene Apps einer Krankenkasse. Welche ist nun die richtige? Weiterhin kann einen die Passwortvergabe in den Wahnsinn treiben. Man benötigt die eGK und zusätzlich eine PIN. Diese muss jedoch erst einmal beantragt werden. Bereits dieser Vorgang dauerte eine Woche!
  • Ein weiterer „Höhepunkt“ -auch für einen digital affinen Patienten- während der Registrierung ist das notwendige „heftige Wippen des Handys“ („Wippen Sie Ihr Handy, bis der Fortschrittsbalken gefüllt ist“) damit der NFC-Chip anschlägt und die Verbindung mit der ePa bei Erstanmeldung ermöglicht wird. Die gesamte Registrierung dauert also mehr als eine Woche und erfordert enormes Durchhaltevermögen des Patienten. Auch die gesetzlichen Vorgaben zur Anmeldung/Registrierung, erleichtern dies nicht!
  • Die aktuell bestehenden Anforderungen an die (Erst-)Befüllung der Daten innerhalb der ePA sind hinderlich für eine stringente Nutzung. Durchschnittlich hat der Arzt 6-8 Minuten pro Patientenbehandlung und es bleibt somit eigentlich keine Zeit für die aktive zusätzliche Befüllung, es sei denn die eingegebenen Daten werden mittels Schnittstellen direkt an die ePa übermittelt. Das ist Stand heute weitgehend noch nicht möglich. Somit bedeutet die Nutzung der ePA durch den Arzt zum jetzigen Zeitpunkt einen nicht zu erfüllenden Mehraufwand.
  • Der Aufbau der Daten in der ePa weist in Hinblick auf logische Strukturen noch Schwachstellen auf. Bezeichnungen sind nicht eindeutig sondern sehr technisch gehalten. Eine Verschlagwortung existiert derzeit auch noch nicht. Wenn also die Daten einmal in der ePA sind, ist es nicht möglich, diese einfach und schnell zu finden, weder für MedizinerInnen noch für PatientInnen.
  • Für die Patienten wird die ePa zumeist nur als App auf den Smart Phone angeboten. Das ist zum einen sinnvoll, da von überall ein Zugriff möglich ist. Zum anderen besteht, wenn man diese aktiv nutzen möchte, allerdings auch der Bedarf die Daten und Dokumente zu lesen. Hierfür fehlt es an einem zusätzlichen Web-Zugang. Viele ältere Leute haben darüber hinaus kein Smartphone oder können dieses weniger gut bedienen oder darüber lesen! Dies macht die Nutzung der ePa ebenfalls unattraktiv, was wiederum zum Unmut seitens der Patienten führen kann.
  • Die Angst für die Datensicherheit wiederum ist nicht so groß, wie man oft annimmt. Dennoch müssen Daten ohne Nachteil für den Patienten vorgehalten werden, insbesondere bei Daten psychischer Erkrankungen spielt das Thema eine größere Rolle insbesondere in Hinblick auf Versicherungen (Lebensversicherung, Arbeitsunfähigkeitsversicherung)!
  • Das Löschen bzw. Schwärzen der Daten in der ePa ist für ÄrztInnen suboptimal. Die Nutzung ist nur dann sinnvoll, wenn die Daten in dem eigenen AIS/KIS zusammengefasst dargestellt werden können. Auch für den Wissenschaft wäre Löschung von Daten ein Problem. Generell können die Daten anonymisiert bzw. pseudonymisiert als Grundlage dienen für KI-Anwendungen, die MedizinerInnen und PatientInnen helfen.
  • Der Bekanntheitsgrad der ePa unter den KassenpatientInnen ist noch sehr gering und fällt pro Krankenkasse auch sehr unterschiedlich aus. Auch die Nutzung der ePa erfolgt noch auffallend eingeschränkt. Die Daten seitens der Krankenkasse werden als erstes hinterlegt, aber meistens werden die anderen spezifischen Daten seitens der Ärzte usw. noch nicht ausreichend eingepflegt.

Fazit

Um eine Nutzung und Akzeptanz der ePa voranzutreiben, muss diese smarter werden, bei ÄrztInnen und MedizinnerInnen an AIS/KIS angebunden werden und per Schnittstelle befüllt werden. Nur so kann die ePA in der Breite und Tiefe Anwendung finden. 


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Symposium: Sektorübergreifende und interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Telematikinfrastruktur

5. Juli 2023, 11-15 UHR

Haus der Zukunft am UKB,
Blumberger Damm 2K · 12683 Berlin

Die Telematikinfrastruktur soll künftig alle Akteure im Gesundheitswesen über Sektorengrenzen hinweg vernetzen und eine schnelle, sichere Kommunikation ermöglichen. Die Vielfalt der Akteure – von Ärzten bis hin zu medizinischen und pflegerischen Hilfskräften – ist mit unterschiedlichsten Erwartungen sowie fachlichen und technischen Anforderungen verbunden. Hemmnisse bei der praktischen Umsetzung digitaler Prozesse sind insbesondere die Vielzahl bestehender, oft miteinander nicht kompatibler IT-Systeme, unzureichende Schnittstellen sowie fehlende Geschäftsmodelle für einrichtungs- und sektorübergreifende Kommunikationslösungen. 

Impulsreferate

Sektorübergreifende und interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Telematikinfrastruktur aus Sicht …

… der TI
Timo Frank, Gematik GmbH

… eines praktizierenden Hausarztes
Dr. med. Thomas Lipp

… eines Herstellers eines Praxisverwaltungssystems
Johannes Zollmann, Zollsoft GmbH

… eines Pflegedokumentationsherstellers
Björn Gorniak, Connext GmbH

… eines Fachsoftware-Entwicklers
Stoyan Halkaliev, NursIT Institute GmbH

… eines Messenger-Entwicklers
Niklas Zender, Famedly GmbH

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Symposium Assistierte Telemedizin für die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum

25. Januar 2023

“Pflegeheimversorgung der Zukunft – Was ist nötig? Was ist möglich?”
Andreas Wedeking
Geschäftsführer / Verband katholischer Altenhilfe in Deutschland e.V. (VKAD)

“Digitale Transformation in der Pflege gestalten”
Dr. med Irmgard Landgraf
FA für Innere Medizin / Hausärztin / Lehrärztin der Charité Allgemeinmedizin

„Digitalisierung in der Arztpraxis“
Manuela Sander
Besondere Versorgungsformen / Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg

“Datenaustausch doc2doc – Universitätsnetzwerk Telemedizin”
Prof. Dr. med. Sylvia Thun
Digitale Medizin und Interoperabilität / Charité – Universitätsmedizin Berlin

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Symposium: Kommunikation in der Notfallversorgung

09. November 2022 | Haus der Zukunft BERLIN

Datenaustausch zwischen Rettungsdienst und Krankenhaus/ Krankenkassen
Armin Viert, Geschäftsführer Rettungsdienst Märkisch-Oderland GmbH, Strausberg

Strukturdaten der klinischen Notfallversorgung – Fokus Digitalisierung
Dr. med. Timo Schöpke, Notfallzentrum – GLG Werner Forßmann Klinikum Eberswalde

Digitalisierte Notfallversorgung im ländlichen Raum – Online im Funkloch?
Prof. Dr. Christoph Sommer, Technische Universität Dresden, Professur Prozessmodellierung

Dr. med. Timo Schöpke
Notfallzentrum – GLG Werner Forßmann Klinikum Eberswalde
Armin Viert
Geschäftsführer Rettungsdienst Märkisch-Oderland GmbH, Strausberg
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