Die ePA, noch immer zu unbekannt und zu komplex! 

Die elektronische Patienten Akte (ePA) steht allen zur Verfügung. Sie soll dennoch einfacher zugänglich, einfacher zu bedienen und verständlicher gemacht werden.
Und die ePA selbst braucht mehr Aufmerksamkeit!  

Am 25 Oktober 2023 fand das Fachgespräch „ePA – Wem nutzt sie und wer benutzt sie überhaupt?“ in Leipzig im Mediencampus Villa Ida statt. In dem gut besuchten Fachgespräch wurde die ePa aus Sicht einer Krankenkasse, aus Ärztesicht, aus Sicht eines MVZ sowie der Patienten selbst dem Publikum präsentiert. Abschließend kam auch Wissenschaft und Forschung zu Wort, um in Hinblick auf die elektronische Patienteakte Nutzen der Datenauswertung und Perspektiven für die Medizin aufzuzeigen.  https://hcev.org/wp-content/uploads/2023/09/Programm-weitere-Details.pdf 

Die Gesundheitspolitik um Minister Karl Lauterbach ist bestrebt, dass bis Ende 2025 die ePA von ca. 80% der Deutschen genutzt wird und damit einhergehend auch die eMedikation. Eine kleine Umfrage aus dem anwesenden Fachpublikum ergab, dass das Vorhaben aus jetziger Sicht zu optimistisch ist und eine durchdringende Nutzung vermutlich deutlich länger dauert.

Seit 2021 sind gesetzliche Krankenkassen verpflichtet, die elektronische Patientenakte anzubieten. Das tun die tatsächlich auch! 
Dennoch ist die Anwendung und Akzeptanz der ePA noch äußerst bescheiden. 

  • Aktuell muss zur Anwendung der ePA der Patient der Nutzung zustimmen. Dies tun bislang noch sehr wenige, ca. nur 1% durchschnittlich, bei manchen Krankenkassen jedoch auch bereits über 10% (z.B. DAK) 
  • Der Bekanntheitsgrad der ePa unter den KassenpatientInnen ist noch sehr gering und fällt pro Krankenkasse auch sehr unterschiedlich aus. Auch die Nutzung der ePa erfolgt noch auffallend eingeschränkt. Die Daten seitens der Krankenkasse werden als erstes hinterlegt, aber meistens werden die anderen spezifischen Daten seitens der Ärzte usw. noch nicht ausreichend eingepflegt. 
  • Es gibt eine ePa-Definitionen, ABER jede Krankenkasse entwickelt ihre eigene ePA-Anwendung und damit auch deren eigene Registrierungsmethoden, entsprechend unterscheiden sich die Anwendungen hinsichtlich der Qualität. Aus den unterschiedlichen ePa-Anwendungen und den jeweilige Qualitätsstandards ergibt sich auch ein Wettbewerb unter den Krankenkassen.
  • Wenn Patienten sich entscheiden, die ePa ihrer Kasse nutzen zu wollen, ist die Registrierung bzw. Erstanmeldung z.T. sehr, sehr kompliziert. Dies beginnt bereits damit, die richtige App für die Anwendung zu finden. Häufig gibt es viele verschiedene Apps einer Krankenkasse. Welche ist nun die richtige? Weiterhin kann einen die Passwortvergabe in den Wahnsinn treiben. Man benötigt die eGK und zusätzlich eine PIN. Diese muss jedoch erst einmal beantragt werden. Bereits dieser Vorgang dauerte eine Woche!  

    Ein weiterer „Höhepunkt“ -auch für einen digital affinen Patienten- während der Registrierung ist das notwendige „heftige Wippen des Handys“  („Wippen Sie Ihr Handy, bis der Fortschrittsbalken gefüllt ist“) damit der NFC-Chip anschlägt und die Verbindung mit der ePa bei Erstanmeldung ermöglicht wird. Die gesamte Registrierung dauert also mehr als eine Woche und erfordert enormes Durchhaltevermögen des Patienten. Auch die gesetzlichen Vorgaben zur Anmeldung/Registrierung, erleichtern dies nicht!
  • Die aktuell bestehenden Anforderungen an die (Erst-)Befüllung der Daten innerhalb der ePA sind hinderlich für eine stringente Nutzung. Durchschnittlich hat der Arzt 6-8 Minuten pro Patientenbehandlung und es bleibt somit eigentlich keine Zeit für die aktive zusätzliche Befüllung, es sei denn die eingegebenen Daten werden mittels Schnittstellen direkt an die ePa übermittelt. Das ist Stand heute weitgehend noch nicht möglich. Somit bedeutet die Nutzung der ePA durch den Arzt zum jetzigen Zeitpunkt einen nicht zu erfüllenden Mehraufwand.
  • Der Aufbau der Daten in der ePa weist in Hinblick auf logische Strukturen noch Schwachstellen auf. Bezeichnungen sind nicht eindeutig sondern sehr technisch gehalten. Eine Verschlagwortung existiert derzeit auch noch nicht. Wenn also die Daten einmal in der ePA sind, ist es nicht möglich, diese einfach und schnell zu finden, weder für MedizinerInnen noch für PatientInnen. 
  • Für die Patienten wird die ePa zumeist nur als App auf den Smart Phone angeboten.  Das ist zum einen sinnvoll, da von überall ein Zugriff möglich ist. Zum anderen besteht, wenn man diese aktiv nutzen möchte, allerdings auch der Bedarf die Daten und Dokumente zu lesen. Hierfür fehlt es an einem zusätzlichen Web-Zugang. Viele ältere Leute haben darüber hinaus kein Smartphone oder können dieses weniger gut bedienen oder darüber lesen! Dies macht die Nutzung der ePa ebenfalls unattraktiv, was wiederum zum Unmut seitens der Patienten führen kann.
  • Die Angst für die Datensicherheit wiederum ist nicht so groß, wie man oft annimmt. Dennoch müssen Daten ohne Nachteil für den Patienten vorgehalten werden, insbesondere bei Daten psychischer Erkrankungen spielt das Thema eine größere Rolle insbesondere in Hinblick auf Versicherungen (Lebensversicherung, Arbeitsunfähigkeitsversicherung)!   
  • Das Löschen bzw. Schwärzen der Daten in der ePa ist für ÄrztInnen suboptimal. Die Nutzung ist nur dann sinnvoll, wenn die Daten in dem eigenen AIS/KIS zusammengefasst dargestellt werden können. Auch für den Wissenschaft wäre Löschung von Daten ein Problem. Generell können die Daten anonymisiert bzw. pseudonymisiert als Grundlage dienen für KI-Anwendungen, die MedizinerInnen und PatientInnen helfen. 

Fazit

Um eine Nutzung und Akzeptanz der ePa voranzutreiben, muss diese smarter werden, bei ÄrztInnen und MedizinnerInnen an AIS/KIS angebunden werden und per Schnittstelle befüllt werden. Nur so kann die ePA in der Breite und Tiefe Anwendung finden. 


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Symposium: Sektorübergreifende und interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Telematikinfrastruktur

5. Juli 2023, 11-15 UHR

Haus der Zukunft am UKB,
Blumberger Damm 2K · 12683 Berlin

Die Telematikinfrastruktur soll künftig alle Akteure im Gesundheitswesen über Sektorengrenzen hinweg vernetzen und eine schnelle, sichere Kommunikation ermöglichen. Die Vielfalt der Akteure – von Ärzten bis hin zu medizinischen und pflegerischen Hilfskräften – ist mit unterschiedlichsten Erwartungen sowie fachlichen und technischen Anforderungen verbunden. Hemmnisse bei der praktischen Umsetzung digitaler Prozesse sind insbesondere die Vielzahl bestehender, oft miteinander nicht kompatibler IT-Systeme, unzureichende Schnittstellen sowie fehlende Geschäftsmodelle für einrichtungs- und sektorübergreifende Kommunikationslösungen. 

Impulsreferate

Sektorübergreifende und interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Telematikinfrastruktur aus Sicht …

… der TI
Timo Frank, Gematik GmbH

… eines praktizierenden Hausarztes
Dr. med. Thomas Lipp

… eines Herstellers eines Praxisverwaltungssystems
Johannes Zollmann, Zollsoft GmbH

… eines Pflegedokumentationsherstellers
Björn Gorniak, Connext GmbH

… eines Fachsoftware-Entwicklers
Stoyan Halkaliev, NursIT Institute GmbH

… eines Messenger-Entwicklers
Niklas Zender, Famedly GmbH

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Symposium Assistierte Telemedizin für die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum

25. Januar 2023

“Pflegeheimversorgung der Zukunft – Was ist nötig? Was ist möglich?”
Andreas Wedeking
Geschäftsführer / Verband katholischer Altenhilfe in Deutschland e.V. (VKAD)

“Digitale Transformation in der Pflege gestalten”
Dr. med Irmgard Landgraf
FA für Innere Medizin / Hausärztin / Lehrärztin der Charité Allgemeinmedizin

„Digitalisierung in der Arztpraxis“
Manuela Sander
Besondere Versorgungsformen / Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg

“Datenaustausch doc2doc – Universitätsnetzwerk Telemedizin”
Prof. Dr. med. Sylvia Thun
Digitale Medizin und Interoperabilität / Charité – Universitätsmedizin Berlin

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Symposium: Kommunikation in der Notfallversorgung

09. November 2022 | Haus der Zukunft BERLIN

Datenaustausch zwischen Rettungsdienst und Krankenhaus/ Krankenkassen
Armin Viert, Geschäftsführer Rettungsdienst Märkisch-Oderland GmbH, Strausberg

Strukturdaten der klinischen Notfallversorgung – Fokus Digitalisierung
Dr. med. Timo Schöpke, Notfallzentrum – GLG Werner Forßmann Klinikum Eberswalde

Digitalisierte Notfallversorgung im ländlichen Raum – Online im Funkloch?
Prof. Dr. Christoph Sommer, Technische Universität Dresden, Professur Prozessmodellierung

Dr. med. Timo Schöpke
Notfallzentrum – GLG Werner Forßmann Klinikum Eberswalde
Armin Viert
Geschäftsführer Rettungsdienst Märkisch-Oderland GmbH, Strausberg
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